Waffenhändler Edmond K. (60) steht in Rheinfelden AG vor Gericht
Hat er sich zu Recht eine wilde Schiesserei mit Einbrechern geliefert?
Ende Oktober 2020 ging es in einem Aargauer Dorf zu und her wie in einem Actionfilm. Als Einbrecher in ein Waffengeschäft eindringen wollen, schiesst Inhaber Edmond K. (60) auf die Gangster. Diese schiessen zurück und hauen ab. Jetzt steht der Waffenhändler vor Gericht.
Publiziert: 25.01.2023 um 00:02 Uhr
|
Aktualisiert: vor 31 Minuten
1/13
Waffenhändler Edmond K. (60) im Interview in der SRF-Sendung «Rundschau».
Ralph DonghiReporter News
Am Mittwoch muss das Bezirksgericht Rheinfelden AG einen aussergewöhnlichen Fall beurteilten. Angeklagt ist Edmond K.* (60) aus dem Aargau. Der Besitzer eines Waffengeschäftes wurde am 30. Oktober 2020 aus dem Schlaf gerissen, weil mitten in der Nacht sechs teils schwer bewaffnete Personen in seinen Laden unter seiner Wohnung eindringen wollten.
Als K. einen der Einbrecher vor seinem Schlafzimmerfenster wahrnahm, der eine Alarmanlage ausschalten wollte, «eröffnete der Waffenladenbesitzer das Feuer», wie die Aargauer Staatsanwaltschaft im Mai 2022 mitteilte. Daraufhin kam es «zu einer Schiesserei mit den mutmasslichen Einbrechern». Die Täter flüchteten schliesslich in ihren Fahrzeugen nach Frankreich, wo später ein tatverdächtiger Franzose (32) festgenommen werden konnte. Dort haben die Behörden das Verfahren übernommen.
Edmond K. soll sich vorbereitet haben
Nun muss sich K. wegen mehrfacher versuchter vorsätzlicher Tötung vor Gericht erklären. Laut der Mitteilung der Staatsanwaltschaft hatte die Kantonspolizei bereits mehrere Wochen vor dem Ereignis das Gespräch mit ihm gesucht – dies aufgrund ähnlicher Einbruchsfälle in der überkantonalen Umgebung.
K. habe «sich entschieden, sich vorzubereiten», in dem er eine Langwaffe mit Munition für den Notfall bereitgelegt habe. Deshalb wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, mit seinen Schussabgaben gegen die Fahrzeuge und Insassen schwere Verletzungen sowie auch die Tötung von mehreren Personen «zumindest in Kauf genommen» zu haben.
Waffenhändler sprach in der «Rundschau»
Laut einem Bericht in der «Rundschau» will die Staatsanwaltschaft drei Jahre Freiheitsstrafe für K. fordern – davon sechs Monate unbedingt. Der Waffenladenbesitzer zeigte in der SRF-Sendung mit Gesicht und richtigem Namen, wie er den Vorfall erlebte. «Ich habe das Fenster geöffnet und geschrien.» Trotz aller Bemühungen habe er die Gangster nicht abschrecken können. «Also habe ich einen Warnschuss in die Wand abgegeben», so K. Die Kugel verletzte den beim Schlafzimmerfenster hochgekletterten Bewaffneten am Arm.
Der Waffenhändler zeigte in der Sendung auch die Videoüberwachungsbilder. Darauf ist der Schusswechsel zu sehen. Sieben Kugeln sollen ins Schlafzimmer von K. eingedrungen sein, 17 sollen die Fassade getroffen haben. Der Waffenhändler schoss zurück und traf den Motorblock eines Autos der Bande. Erst dann hauten die Kriminellen ab. Bereits in der Nacht zuvor sollen sich verdächtige Personen beim Geschäft des Büchsenmachers umgeschaut haben.
«Das ist sehr belastend»
In der «Rundschau» zeigte sich K. bestürzt: «Das ist sehr belastend. Jeden Abend vor dem Zubettgehen denkt man daran.» Er habe die Angreifer «nur verjagen, aber nicht treffen» wollen. Heute hat K. sein Waffengeschäft weiterhin im Aargau. Gegenüber Blick wollte er nichts zum Vorfall sagen.
Vor Gericht werden sich unter anderem die Fragen stellen: Hat Edmond K. aus Notwehr gehandelt? Und warum hat er sich beim Angriff nicht einfach in seine Wohnung zurückgezogen? Laut Blick-Informationen soll der Waffenhändler auf keinen Fall gewollt haben, dass Waffen geklaut werden und auf dem illegalen Markt landen könnten.
*Name geändert
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.